22.02.2022

Arbeitszufriedenheit setzt die Befriedigung von Bedürfnissen voraus - doch welcher?

Die Bedürfnishierarchie nach Maslow

Was beeinflusst unsere Arbeitszufriedenheit? Ein Forscher, der sich wegweisende Gedanken dazu gemacht hat, war der amerikanische Psychologe Abraham Maslow. Maslow leitete Arbeitszufriedenheit aus grundlegenden Bedürfnissen der Menschen ab. Das Denken in Bedürfnissen kann helfen, Möglichkeiten zur Erhöhung Arbeitszufriedenheit bzw. Ursachen für Unzufriedenheit auf die Spur zu kommen.

Bedingungen für Motivation und Arbeitszufriedenheit - Bedürfnishierarchie nach Maslow

Mehr Geld erhöht die Arbeitszufriedenheit

In erster Linie sollen mit der Erwerbsarbeit materielle Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Wohnen, Urlaub und medizinische Versorgung befriedigt werden. Glücksforscher haben festgestellt, dass die Lebenszufriedenheit mit dem Einkommen ansteigt. Der Zuwachs an Zufriedenheit, den jede weitere Erhöhung mit sich bringt, nimmt zwar ab. Umfragen in den USA konnten allerdings weit über 100.000 Dollar hinaus noch einen positiven Effekt von Einkommenserhöhungen auf die Zufriedenheit feststellen.

 

Die Arbeitsbedingungen sollten zudem so gestaltet sein, dass sie unsere Gesundheit und unsere Wohlbefinden nicht beeinträchtigen. Darunter fällt die Vermeidung von zu hoher Arbeitsbelastung und häufigem negativem Stress.

Arbeitsplatzsicherheit ist ein hohes Gut

Auf der zweiten Stufe der Hierarchie steht die Befriedigung von Sicherheitsbedürfnissen. Die meisten Beschäftigten streben nach einem festen Einkommen, mit dem sie verlässlich rechnen können. Drohende Arbeitslosigkeit beeinträchtigt die Lebenszufriedenheit erheblich.

 

Arbeitslose fühlen sich von der Gesellschaft oft ausgegrenzt und haben das Gefühl, sie seien durch ihre berufliche Untätigkeit weniger wert. Eine Analyse auf Basis des Sozioökonomischen Panels des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (SOEP des DIW) ergab, das unter Arbeitslosen nur 22 % mit ihrem Leben hochzufrieden waren, unter Vollzeitbeschäftigten dagegen 48 %.

 

Quellen: Frey, B. S.: Wachstum, Wohlbefinden und Wirtschaftspolitik, Roman Herzog Institut, Positionen Nr. 13, 2012, S.17 f. sowie Neumann, M. / Schmidt , J.: Glücksfaktor Arbeit Roman Herzog Institut, Positionen Nr. 21, 2013, S. 16 f.

Gute Beziehungen zu Kollegen, Chefs, Kunden und Lieferanten sind essenziell

Als soziale Wesen möchten wir kommunizieren, uns einer Gemeinschaft zugehörig fühlen, Bekanntschaften knüpfen und Freundschaften schließen. Die Glücksforschung hat festgestellt, dass kaum etwas größere Bedeutung für unsere Lebenszufriedenheit hat als soziale Kontakte.

 

Zudem wollen wir als Individuen beachtet und geachtet werden. Wir streben nach Anerkennung, Wertschätzung oder Bewunderung und möchten einen Status erreichen, der uns Ansehen, Respekt oder eine guten Ruf einbringt.

Der Mensch will sinnvolle Herausforderungen meistern und Kontrolle über Arbeitsabläufe und Arbeitsergebnisse haben

Auf der Stufe der Selbstverwirklichung möchten wir gestalten und Herausforderungen meistern, unserem Leben durch unsere Arbeit einen Sinn geben. Wir möchten uns aktiv einbringen mit Tätigkeiten, die wir als bedeutsam erachten, für uns, für unsere Mitmenschen, für unsere Umwelt.

 

Wichtig für unsere Arbeitszufriedenheit ist auch, dass wir Feedback erhalten, am besten miterleben, wenn unsere Arbeit den gewünschten Erfolg bringt. Zudem brauchen wir wechselnde Herausforderungen, damit sich keine Monotonie einstellt. Wir streben nach Einfluss und Kontrolle über Arbeitsprozesse, Arbeitsergebnisse, andere Menschen und unsere Umwelt. 

Den Gründen für Unzufriedenheit auf die Spur kommen

Damit wir mit unserer Arbeit zufrieden sein können, müssen nicht alle diese Bedürfnisse erfüllt sein. Viele Erwerbstätige legen zum Beispiel keinen Wert darauf, durch Weiterbildung ihr Know-how und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Für diese Menschen ist Bildung nicht selten mit unangenehmen Erfahrungen aus der Schulzeit verbunden. Doch wer mit seiner Arbeit unzufrieden ist, der kann mit Hilfe der Maslowschen Bedürfnishierarchie herausfinden, welche Bedürfnisse besser erfüllt und welche Defizite beseitigt werden müssten, um zufriedener zu werden. Diese Erkenntnis ist ein erster notwendiger Schritt, um die Zufriedenheit bewusst zu steigern.  

Eine weiterer bedürfnisorientierter Ansatz

Die amerikanischen Psychologen Edward L. Deci und Richard M. Ryan haben ihrerseits drei Gruppen psychischer Bedürfnisse benannt, die erfüllt sein müssen, wenn wir uns im Beruf uneingeschränkt wohlfühlen und voll motiviert sein wollen:

 

1. Autonomie: Wir haben Handlungsspielräume und Entscheidungsfreiheit, werden nicht wie reine Befehlsempfänger behandelt. Unser Tun und die Ziele des Unternehmens stehen im Einklang mit unseren Zielen und Werten. Der Nutzen unserer Tätigkeit ist uns klar, wir erachten sie als sinnvoll. Wir werden nicht durch Zeitdruck negativ gestresst.

 

2. Kompetenz: Wir erleben uns als wirksam, vertrauen in unseren Fähigkeiten. Wir können unsere Stärken einsetzen und haben das Gefühl besser zu werden. Wir können die gesteckten Ziele durch eigenes Engagement und Kooperation erreichen. Wir erleben Erfolge, die uns zufrieden machen. Wir trauen uns deshalb einiges zu und setzen uns immer wieder herausforderndere Ziele.

 

3. Bindung: Wir fühlen uns eingebunden, können andere unterstützen, werden selbst unterstützt. Wir erleben gegenseitige Akzeptanz und ein Miteinander im Unternehmen. Führungskräfte oder andere Kollegen ermutigen uns, geben Impulse und regen unsere Kreativität an, dienen uns als Vorbild.

 

Diese Kriterien bieten ebenfalls eine gute Möglichkeit, den Gründen für eigene Unzufriedenheit auf die Spur zu kommen. Dabei hilft es, die Erfüllung jedes Kriteriums auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten.

 

Quelle: Feuerborn, J.: Positive Psychologie, Haufe Verlag, 2016, S. 39 ff.