16.03.2022
Das Happiness Research Institute in Kopenhagen erstellt seit mehreren Jahren den Job Satisfaction Index für Dänemark. Der Index basiert auf einer Umfrage zur Arbeitszufriedenheit unter dänischen Beschäftigten. Die Befragten bewerten ihre Arbeitszufriedenheit und verschiedene Einflussgrößen auf einer Skala von 0 bis 100. Im Jahr 2019 stuften sie ihre Arbeitszufriedenheit im Durchschnitt mit 73 ein. Ihre allgemeine Lebenszufriedenheit bewerteten sie mit 75 etwas besser.
Darüber hinaus erheben die Glücksforscher, wie die Beschäftigten unterschiedliche Einflussgrößen ihrer Arbeitszufriedenheit bewerten. Das Verhältnis zu den Kollegen erreichte mit 76 die höchste Punktzahl, dicht gefolgt von Bedeutsamkeit und Sinn sowie den erzielten Erfolgen.
Die geringste Punktzahl vergaben die Befragten mit 68 Punkten für die Zeitbilanz.
Diese umfasst die Zufriedenheit mit der Arbeit-Freizeit-Bilanz, Überstunden und Zeitvorgaben bei der Aufgabenerfüllung. Die relativ geringe Bewertung lag vor allem daran, dass viele Befragte der Meinung waren, ihnen werde nicht genügend Zeit zugestanden, um ihre Arbeit in der erforderlichen Qualität zu verrichten. Zufriedener zeigten sie sich mit 71 Punkten mit ihrer Arbeit-Freizeit-Bilanz.
Für die Arbeitszufriedenheit spielt zudem eine Rolle, welche Bedeutung die Beschäftigten den unterschiedlichen Einflussgrößen beimessen. Im Job Satisfaction Index 2019 war für die Befragten mit Abstand am bedeutsamsten, dass sie mit ihrer Tätigkeit etwas Bedeutsames tun (Meaning) und dass sie die bei der Arbeit gestellten Anforderungen erfolgreich bewältigen können (Mastership). Die Einflussgrößen Arbeitszeitbilanz und Führungskräfte waren ihnen dagegen weit weniger wichtig. Die Bewertungen schwanken zwar im Lauf der Jahre, aber die Beschäftigten maßen Meaning und Mastership stets die größte Bedeutung bei. Die Beschäftigten wollen bei der Arbeit also in erster Linie effektiv Nützliches tun.
In früheren Umfragen haben die Kopenhagener Glücksforscher auch nach der Zufriedenheit mit dem Einkommen gefragt. Im Job Satisfaction Index 2016 erhielt die Bezahlung mit 62 von 100 Punkten die niedrigste Bewertung. Zudem zeigte sich, dass die Position in der Einkommenshierarchie erheblichen Einfluss auf die Zufriedenheit mit der Bezahlung hatte. Das wirkte sich allerdings kaum auf die Arbeitszufriedenheit aus. Vielmehr beeinflusste die Bezahlung die allgemeine Lebenszufriedenheit. Die Lohnhöhe ist den Beschäftigten also durchaus wichtig. Sind sie mit ihrem Einkommen unzufrieden, wechseln sie eher den Arbeitgeber, ähnlich wie ein Investor, der sein Vermögen dort investiert, wo er die höchste Rendite erzielt. Es liegt daher nahe, dass die Bezahlung auch Einfluss darauf hat, ob Beschäftigte ihre Zeit lieber in Überstunden oder anderweitig investieren.
Eine Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey unter amerikanischen Beschäftigten ergab, dass mangelnde Wertschätzung durch die Vorgesetzten und fehlendes Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen zu den bedeutsamsten Gründen zählen, warum Beschäftigte den Arbeitgeber wechseln. Dies unterstützt den Befund, dass Unzufriedenheit mit Führungskräften relativ häufig vorkommt. Zudem belegt es, dass wir als soziale Wesen zufriedener sind, wenn wir uns eingebunden fühlen und in Zusammenarbeit mit anderen nützliche Arbeit verrichten, für die wir Wertschätzung erfahren.
Beschäftigte wechselten zudem relativ häufig den Arbeitgeber, wenn sie mit der Work-Life-Balance unzufrieden waren. Die Möglichkeit zu flexibler Arbeitszeitgestaltung, Homeoffice und Teilzeit ist ein bedeutsamer Faktor im Wettbewerb um knappe Arbeitskräfte.